Skulptur in Mitteldeutschland

Spätgotik bis Frühbarock

Während der Hoch­blüte spät­go­ti­scher Bild­schnit­ze­rei seit dem letzten Viertel des 15. Jahr­hun­derts ent­stan­den auch in mit­tel­deut­schen Werk­stät­ten aller­or­ten farbig gefasste, zumeist aus Lin­den­holz geschnitzte Flü­gel­al­täre für die Kirchen der Region. Trieb­fe­der war der Reich­tum der mäch­ti­gen kirch­li­chen Insti­tu­tio­nen und ein reges, auf Sün­den­nach­lass gerich­te­tes Stif­tungs­we­sen. Neben den häufig nur unvoll­stän­dig erhal­te­nen Altarr­e­ta­beln zeugt eine große Zahl von Altar­frag­men­ten in Kirchen und Samm­lun­gen von der Menge des einst Vor­han­de­nen. Auf­trag­neh­mer der Schnitz­al­täre waren Meister, die in den Quellen zumeist als Maler bezeich­net werden, manch­mal aber nach­weis­lich die Figuren schnit­zen. In jedem Fall war die Erstel­lung der umfang­rei­chen, farbig gefass­ten Schnitzr­e­ta­bel, die häufig auch Gemälde umfass­ten, die Gemein­schafts­ar­beit ver­schie­de­ner Gewerke, von Meis­tern und wan­dern­den Gesel­len in wech­seln­den Kon­stel­la­tio­nen. Die auch deshalb beson­ders kom­plexe Zuord­nung spät­go­ti­scher Retabel zu Zentren und Werk­stät­ten ist in der For­schung zu den mit­tel­deut­schen Werken dieser Epoche deshalb häufig kon­tro­vers. Wich­tige bild­haue­ri­sche Auf­ga­ben für die Aus­stat­tung der Kirchen waren neben der Lie­fe­rung von Schnitz­al­tä­ren die Fer­ti­gung von Tri­umph­kreu­zen, Kreu­zi­gungs­grup­pen, Andachts­bil­dern (in Sachsen beson­ders häufig als sit­zen­der Schmer­zens­mann), Pfei­ler­fi­gu­ren, Ölberg­dar­stel­lun­gen und Dar­stel­lun­gen des hei­li­gen Grabes. Grab­plat­ten aus Stein und Bronze ent­stan­den für die großen Dom- und Stadt­kir­chen sowie für fürst­li­che Grab­le­gen in kon­ti­nu­ier­li­cher Folge.

Der For­schungs­stand zu den Meis­tern und Zentren der Bild­haue­rei dieser Epoche in Mit­tel­deutsch­land ist ungleich­mä­ßig. In Thü­rin­gen und Sachsen konnten eine Reihe regio­nal bedeu­ten­der Zentren der Bild­schnit­ze­rei benannt werden. In Frei­berg und Leipzig waren die Maler und Bild­schnit­zer so zahl­reich, dass sie sich in eigenen Zünften organisierten.

Der Auf­schwung der säch­si­schen Holz­skulp­tur ab den 1480er Jahren und die Ent­wick­lung künst­le­risch eigen­stän­di­ger Schulen stand dabei im ursäch­li­chen Zusam­men­hang mit dem 1470 ein­set­zen­den Boom des Sil­ber­berg­baus im Erz­ge­birge, in dessen Folge in zum Teil neu gegrün­de­ten Städten in kurzer Folge große und reich aus­zu­stat­tende Hal­len­kir­chen erbaut bezie­hungs­weise weit­ge­hend umge­stal­tet wurden (Frei­berg, Anna­berg, Pirna, Zwickau, Schnee­berg). Das füh­rende Fürs­ten­ge­schlecht der Groß­re­gion, die wet­ti­ni­schen Kur­fürs­ten und Herzöge von Sachsen, stiegen nicht zuletzt auf­grund der Gewinne aus dem Bergbau in diesen Jahr­zehn­ten zu höchs­ter reichs­po­li­ti­scher Bedeu­tung auf. Die von ihnen geför­der­ten Resi­den­zen und Städte ent­wi­ckel­ten sich zu wich­ti­gen wirt­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Zentren im Reich. Nach 1500 erreichte auch in den mit­tel­deut­schen Regio­nen die Zahl, häufig auch die Qua­li­tät, der neu gestif­te­ten Altarr­e­ta­bel einen abso­lu­ten Höhe­punkt, bevor kurz nach Ein­set­zen der Refor­ma­tion schon in den 1520er Jahren infolge der nun weit ver­brei­te­ten Zweifel am Stif­tungs­we­sen und der Vor­be­halte gegen die Anbe­tung von Bildern die Retabel-Produktion nahezu zum Erlie­gen kam.

Erzgebirge: Freiberg, Chemnitz, Annaberg u.a.

Mit dem Auf­schwung des Sil­ber­berg­baus im Erz­ge­birge ging eine starke Ein­wan­de­rung in die Region einher. Beson­ders eng waren dabei die wirt­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Ver­bin­dun­gen nach Franken.  1479 wurde der monu­men­tale ►Haupt­al­tar des Doms St. Marien in Zwickau aus der Werk­statt des Nürn­ber­ger Malers Michael Wohl­ge­muth auf­ge­stellt. Die künst­le­risch hoch­ran­gi­gen Schnitz­plas­ti­ken gelten als Arbei­ten der Werk­statt des Nürn­ber­ger Bild­schnit­zers Veit Stoß (†1533). Bei dem Nürn­ber­ger Bild­schnit­zer Michael Heuff­ner bestellt wurde das 1507 gestif­tete ►Heilige Grab auf der West­em­pore des Zwi­ckauer Doms, eine ein­drucks­volle, mit Orna­ment und Plastik reich geschmückte, goti­sche Klein­ar­chi­tek­tur zum Gehäuse für den geschnitz­ten Leich­nam Christi. Bald nach Auf­stel­lung des Mari­en­al­tars im Dom 1479 ver­moch­ten jedoch auch ein­hei­mi­sche Werk­stät­ten auf hohem Niveau einen großen Teil des gestie­ge­nen Bedarfs zu decken. Um 1480/90 ent­stand das ►Heilige Grab der Jako­bi­kir­che in Chem­nitz, heute im dor­ti­gen Schloss­berg­mu­seum, zu dessen Schnitz­fi­gu­ren sich sti­lis­tisch Ver­gleich­ba­res in der Altar­plas­tik der Chem­nit­zer Gegend findet. In den letzten Jahren des 15. Jahr­hun­derts grün­dete in Zwickau der ver­mut­lich ein­hei­mi­sche Peter Breuer (†1541) die damals wohl pro­duk­tivste Bild­schnit­zer­werk­statt der Region. Nach seiner Wan­der­schaft über Würz­burg und Ulm, wo er Ein­flüsse von Tilman Rie­men­schnei­der und Michel Erhart aufnahm, erwarb er 1504 das Bür­ger­recht der Stadt. Seine Werk­statt schuf zahl­rei­che Schnitzr­e­ta­bel für die Orte des Zwi­ckauer Umlands. Ein Meis­ter­werk Breuers ist das ►Zwi­ckauer Ves­per­bild (1502) im Dom. Der letzte Altar der Breuer-Werkstatt ent­stand 1521 für die Kirche in ►Kirch­berg und befin­det sich heute im Stadt- und Berg­bau­mu­seum Frei­berg. Infolge der Refor­ma­tion blieb der Bild­schnit­zer ohne größere Auf­träge und starb ohne Besitz. Eine weitere pro­duk­tive Zwi­ckauer Bild­schnit­zer­werk­statt leitete in diesen Jahren Leon­hard Herr­gott († um 1540), aus welcher unter anderem die ►Schnitz­fi­gur der Mut­ter­got­tes am nörd­li­chen Empo­ren­pfei­ler des Zwi­ckauer Doms stammt.

Frei­berg war Ende des 15. Jahr­hun­derts die größte Stadt Sach­sens. Früh bildete sich hier eine cha­rak­te­ris­ti­sche Lokal­schule heraus. Um 1500 ent­stand ein ein­hei­mi­scher Kunst­bron­ze­guss, während zuvor ent­spre­chende Bron­ze­grab­plat­ten aus Nürn­berg bezogen worden waren. Den Meister der Doma­pos­tel, benannt nach seinem Haupt­werk, den ►13 lebens­gro­ßen Schnitz­fi­gu­ren des Apos­tel­zy­klus im Frei­ber­ger Dom (um 1500/05), bezeich­nete W. Hent­schel (1926) als den bedeu­tends­ten Bild­hauer der Frei­ber­ger Schule um 1500 und schrieb ihm unter anderem auch die Figuren des qua­li­tät­vol­len ►Haupt­al­tars in der Kuni­gun­den­kir­che in Roch­litz (1513) und des bedeu­ten­den ►Flü­gel­al­tars in der Kirche von Ober­bobritzsch bei Frei­berg (1521) zu.  Für einen Schüler des Meis­ters der Doma­pos­tel hielt er den Meister des Flöhaer Altars, dem neben dem ►Altarr­e­ta­bel in der Kirche von Flöha (um 1510) unter anderem Schnitz­al­täre in ►Chemnitz-Ebersdorf (dat. 1513) und im ►Schloss­berg­mu­seum in Chem­nitz (um 1520, ehemals Erd­manns­dorf) zuge­ord­net wurden. Wohl aus der Frei­ber­ger Bild­schnit­zer­schule stammt auch der Meister des Hoch­al­ta­res in der ►Nico­lai­kir­che in Döbeln (1515/16), einem der statt­lichs­ten spät­go­ti­schen Schnitzr­e­ta­bel in Sachsen, welches mit dem fili­gra­nen, figu­ren­be­setz­ten Gesprenge eine Gesamt­höhe von 11 m erreicht.

Zu den ori­gi­nells­ten Werken spät­go­ti­scher Plastik zählt die soge­nannte ►Tul­pen­kan­zel des Frei­ber­ger Doms (um 1500/05). Sie ist ein her­aus­ra­gen­des Bei­spiel für den vor allen zwi­schen etwa 1490 und 1510 ver­brei­te­ten Ast­werk­stil, der skulp­tu­rale Ensem­bles aus natur­na­hen Ranken- und Ast­for­men kom­po­nierte. Die stei­nerne Kanzel gilt als Werk des Meis­ters HW, den die ältere For­schung hypo­the­tisch mit einem archi­va­lisch nach­weis­ba­ren Hans Witten iden­ti­fi­zierte. Durch den Phan­ta­sie­reich­tum und die Aus­drucks­kraft seiner Werke zählt er zu den bedeu­tends­ten deut­schen Künst­lern seiner Epoche. Anhand seiner Werke wurde der Weg des Meis­ters nach Ober­sach­sen über Braun­schweig, Goslar und Halle rekon­stru­iert. In Goslar wird dem Meister die lebens­große, farbig gefasste Schnitz­fi­gur einer ►Pietà in der Jako­bi­kir­che (um 1500) zuge­schrie­ben. Zu seinen stei­ner­nen Haupt­wer­ken gehören neben der Frei­ber­ger Kanzel die ►vier Figuren des Portals der Schloss­kir­che in Chem­nitz (1525) und die geschnitzte ►Gei­ßel­säule in der der­sel­ben Kirche. Aus­ge­hend von dem signier­ten ►Hoch­al­tarr­e­ta­bel in der Stadt­kir­che von Borna (1511) wurde ihm unter anderem der ►Schnitz­al­tar der Niko­lai­kir­che in Ehren­frie­ders­dorf (1507–1512) zuge­schrie­ben, ebenso das ►Grab­denk­mal des Ritters Diet­rich von Harras (†1499) in der Kirche von Chemnitz-Ebersdorf mit der fast voll­plas­ti­schen Figur des Ver­stor­be­nen. Weitere stei­nerne Rit­ter­grab­mä­ler der Spät­go­tik finden sich in Sachsen unter anderem in den Kirchen von Mügeln (►für Mel­chior von Saal­hau­sen, †1504) und Strehla an der Elbe (►für Hans von Beschwitz, †1496). Für die neu gegrün­dete Berg­bau­stadt Anna­berg schuf die Werk­statt des Meis­ters HW die soge­nannte ►Schöne Tür in der Stadt­kir­che St. Annen (1512). Der Bau der Stadt­kir­che St. Annen bot Stein­met­zen und Bild­hau­ern ein umfang­rei­ches Betä­ti­gungs­feld und birgt glei­cher­ma­ßen Haupt­werke der Spät­go­tik und der Früh­re­nais­sance. Dabei fer­tig­ten Bild­hauer gegen den Wider­stand der Stein­metze auch Teile der Bau­plas­tik und lösten damit 1518 den soge­nann­ten Anna­ber­ger Hüt­ten­streit zwi­schen dem zustän­di­gen Bau­meis­ter Jakob von Schwein­furth und der Mag­de­bur­ger Bau­hütte aus. Der durch Herzog Georg von Sachsen gegen die Bau­hütte ent­schie­dene Streit gilt als ein Schlüs­sel­er­eig­nis der neu­zeit­li­chen Berufs­or­ga­ni­sa­tion im Bau­we­sen. Unter Leitung des Bild­hau­ers Franz von Maid­burg ent­stand 1519–22 der hundert stei­ner­nen Reliefs umfas­sende ►Zyklus für die Empo­ren­fel­der der Annen­kir­che. 1521 wurde in der Kirche der neuen Sil­ber­berg­bau­stadt der ►Berg- oder Knappschafts-Altar auf­ge­stellt, dessen Gemälde den Bergbau der Zeit schil­dern. Die geschnitzte Geburt Christi im Zentrum des geöff­ne­ten Altars ist hier bereits in einem renais­sance­haf­ten Innen­raum dargestellt.

Von der Frei­ber­ger Plastik abhän­gig waren nach dem Urteil W. Hent­schels (1926) die klei­ne­ren säch­si­schen Zentren spät­go­ti­scher Bild­schnit­ze­rei Pirna, Gro­ßen­hain und das Zis­ter­zi­en­ser­klos­ter Alt­zella bei Nossen. Der Maler Pan­cra­tius Gruber, dessen Werk­statt mehrere Altarr­e­ta­bel in der Gegend von Gro­ßen­hain zuge­schrie­ben wurden, lie­ferte 1520 nach­weis­lich einen ►Altar­schrein mit Madonna und hl. Georg für die Micha­els­kir­che in Zeitz im süd­li­chen Sachsen-Anhalt (ein­zelne Figuren erhal­ten im Besitz der Staat­li­chen Kunst­samm­lung Dresden).  In der Ober­lau­sitz war der poli­tisch und wirt­schaft­lich bedingte Ein­fluss der böh­mi­schen bezie­hungs­weise schle­si­schen Kunst stark. Kamenz besitzt hier einen beson­ders reichen Bestand spät­go­ti­scher Schnitz­al­täre in den Kirchen St. Marien, St. Just sowie der Klos­ter­kir­che und Sakral­mu­seum St. Annen.

Torgau, Wittenberg, Leipzig, Merseburg

 

Torgau, Wit­ten­berg, Leipzig, Mer­se­burg
Höfisch geprägte künst­le­ri­sche Zentren waren die an der Elbe gele­ge­nen wet­ti­ni­schen Resi­den­zen Torgau und Wit­ten­berg, wo um 1500 etliche Stein­metze und Bild­schnit­zer im Dienst des Hofes nament­lich nach­weis­bar sind. Zu den akten­kun­di­gen, aber nicht erhal­te­nen Bild­hau­er­ar­bei­ten zählen bei­spiels­weise zwei große Engel für das Dach des Schlos­ses (1514). Der Wit­ten­ber­ger Stein­metz Claus Hef­fe­ner schuf zwi­schen 1492 und 1510 etliche Arbei­ten für Kur­fürst Fried­rich „den Weisen“. Erhal­ten hat sich von diesem Meister am Schloss von ►Mer­se­burg ein Relief des schla­fen­den Jakob von 1503. Beschäf­tigt wurden von dem Kur­fürs­ten auch berühmte aus­wär­tige Bild­hauer, unter ihnen Tilman Rie­men­schnei­der aus Würz­burg, der 1505/06 ein großes Kru­zi­fix lie­ferte (1760 ver­brannt) und der aus Worms stam­mende Bild­schnit­zer Conrad Meit († um 1550/51), welcher 1514 für die Wit­ten­ber­ger Schloss­ka­pelle eine nicht erhal­tene Dop­pel­ma­donna, umgeben  von vierzig leuch­terhal­ten­den oder musi­zie­ren­den Engeln schuf. In Mit­tel­deutsch­land besitzt das Museum Schloss Frie­den­stein in Gotha mit der klein­plas­ti­schen ►Gruppe von Adam und Eva aus Buchs­baum­holz (wohl um 1515) eine diesem Meister zuge­schrie­bene Arbeit. In der Wit­ten­ber­ger Schloss­kir­chen erhal­ten haben sich ►zwei qua­li­tät­volle, lebens­große, aus teil­ge­fass­tem Marmor gefer­tigte Por­trät­fi­gu­ren des Kur­fürs­ten Johann Fried­rich des Weisen und Herzog Johann des Bestän­di­gen in ewiger Anbe­tung (1519/20).

 

Im nord­west­li­chen Sachsen erlebte, geför­dert von den wet­ti­ni­schen Lan­des­her­ren, die Universitäts- und Mes­se­stadt Leipzig im 15. Jahr­hun­dert einen starken wirt­schaft­li­chen Auf­schwung, der am Ende des Jahr­hun­derts durch die Betei­li­gung von Leip­zi­ger Unter­neh­mern am ober­säch­si­schen Sil­ber­berg­bau und der mans­fel­di­schen Kup­fer­ge­win­nung wei­te­ren Auf­trieb erhielt. An dem bedeu­ten­den Han­dels­platz eta­blierte sich ein spe­zia­li­sier­tes Kunst­hand­werk. In den ersten Jahren des 16. Jahr­hun­derts ent­wi­ckelte sich Leipzig ver­mut­lich zum neben Frei­berg wich­tigs­ten Zentrum der Bild­schnit­ze­rei in Sachsen. Hier ansäs­sige Meister lie­fer­ten ihre Schnitz­al­täre bis in das Harz­vor­land und nach Mit­tel­bran­den­burg: Als Leip­zi­ger Arbeit gilt das qua­li­tät­volle, 1518 datierte ►Schnitzr­e­ta­bel aus dem Kloster Lehnin, heute im Dom von Bran­den­burg an der Havel. 1517 bis 1519 ent­stand unter Leitung des Leip­zi­ger Meis­ters Hans Eyfflän­der der nicht erhal­tene Haupt­al­tar der Dresd­ner Kreuz­kir­che. Steffan Herms­dorf, Bürger in Leipzig seit 1516, leitete hier eine Werk­statt, aus der unter anderem der bedeu­tende spät­go­ti­sche ►Schnitz­al­tar in der Kirche von Podel­witz bei Leipzig (1520) und das qua­li­tät­volle ►Retabel in der Dop­pel­ka­pelle St. Crucis in Lands­berg bei Halle (um 1525/30) stammen. Dem Meister zuge­schrie­ben wurde auch die um 1520 datierte Pre­della des ►ehe­ma­li­gen Altars der Leip­zi­ger Tho­mas­kir­che, heute in der Luther­kir­che in Plauen. Die groß­ar­ti­gen Reliefs in Haupt­schrein und Flügeln dieses Reta­bels ent­stan­den bereits um 1490/95, mög­li­cher­weise in einer Erfur­ter Werk­statt. Der wohl eben­falls um 1520 im nahen Leipzig für die ►Mari­en­kir­che in Rötha ent­stan­dene unge­fasste Schnitz­al­tar mit Mari­en­krö­nung lässt den Ein­fluss des nie­der­bay­ri­schen Bild­schnit­zers Hans Lein­ber­ger erken­nen und ver­ei­nigt goti­sches Orna­ment mit einem Rund­gie­belauf­satz in Formen der Früh­re­nais­sance. Als Leip­zi­ger Arbei­ten gelten auch die ►Retabel in der Stadt­kir­che von Grimma mit der Geburt Christi im Mit­tel­schrein (um 1520), in der Kirche von ►Frie­ders­dorf bei Bit­ter­feld oder das im 18. Jahr­hun­dert in einen Kan­zel­al­tar ein­ge­baute ►Retabel in Halle-Beesen (1522).

 

In der Dom­kir­che des süd­west­lich von Leipzig gele­ge­nen Mer­se­burg ist unter dem reichen Bestand goti­scher Plastik  die um 1517 durch Bischof Adolf von Anhalt gestif­tete ►Kanzel beson­ders bemer­kens­wert, ein vir­tuo­ses Werk der Bild­schnit­zer­kunst mit einem umfang­rei­chen figür­li­chen Pro­gramm und reichem Ornament.

Thüringen: Saalfeld, Altenburg, Erfurt u. a
 

Im öst­li­chen Thü­rin­gen eta­blier­ten sich seit dem späten 15. Jahr­hun­dert sehr pro­duk­tive Bild­schnit­zer­werk­stät­ten, die ihre Schnitzr­e­ta­bel bis weit in die Gebiete des süd­li­chen Sachsen-Anhalt und des öst­li­chen Sachsen lie­fer­ten. Saal­feld tritt dabei als beson­ders wich­ti­ges Zentrum dieser Kunst hervor. Hier bewahrt das Stadt­mu­seum im Fran­zis­ka­ner­klos­ter eine bedeu­tende Samm­lung von Werken regio­na­ler Schnitz­plas­tik des Spät­mit­tel­al­ters. G. Voß (1911) stellte sieben Schnitzr­e­ta­bel fest, die durch Inschrif­ten bezie­hungs­weise die Symbole des Stadt­wap­pens als Saal­fel­der Arbei­ten erkenn­bar waren und die Aus­gangs­punkte zahl­rei­cher wei­te­rer Zuschrei­bun­gen bil­de­ten. Diese Altäre fanden sich in den Kirchen von ►Saalfeld-Gorndorf (1490), ►Mün­chen­berns­dorf bei Gera (1505), ►Neusitz bei Rudol­stadt (1515) und ►Unter­wel­len­born (1522) sowie ehemals in den Schloss­ka­pel­len von ►Schloss Lands­berg bei Mei­nin­gen (1498) und ►Schloss Schwarz­burg (1503).  Dem anony­men Meister des Schwarz­aer Altars wurden neben den Schnitz­al­tä­ren in Saalfeld-Gorna und in ►Eyba (um 1490) das beson­ders qua­li­tät­volle, zwei­fach wan­del­bare ►Retabel mit zen­tra­ler Kreu­zi­gungs­dar­stel­lung in der Kirche von Neun­ho­fen bei Neustadt/Orla (1487) zuge­schrie­ben. Der ver­mut­lich ein­hei­mi­sche Bild­schnit­zer Valen­tin Len­denstreich (†1506) erwarb zwi­schen 1485 und 1491 das Saal­fel­der Bür­ger­recht. Signierte Schnitz­al­täre aus seiner pro­duk­ti­ven Werk­statt besit­zen die Kirchen von ►Elleben (1498), ►Wül­fers­hau­sen (1499) und ►Mün­chen­berns­dorf (1505). Hans Gott­walt von Lohr war ver­mut­lich Schüler von Tilman Rie­men­schnei­der und 1503 als Gehilfe in der Werk­statt Len­denstreichs tätig, dessen Retabel in Mün­chen­berns­dorf Ein­flüsse Rie­men­schnei­ders auf­weist. 1506 grün­dete er eine eigene Werk­statt, der etliche Schnitzr­e­ta­bel und Ein­zel­fi­gu­ren vor allem in Süd­ost­thü­rin­gen zuge­schrie­ben werden, so Retabel in ►Ober­wel­len­born (um 1505/06), ►Rei­chen­bach (Probst­zella) (um 1508), ►Stöß­witz (um 1508) oder ►Saalfeld-Graba (um 1518/19) und eine ►lebens­große Figur Johan­nes des Täufers (um 1510/14) in der Stadt­kir­che St. Johan­nes in Saal­feld. Als Saal­fel­der gilt schließ­lich auch der anonyme Meister der Meck­fel­der Altars, dem aus­ge­hend von dem heute in der ►Kunst­samm­lung Weimar befind­li­chen Schnitz­al­tar aus Meck­feld (1503) etliche weitere Retabel in einem bis nach West­thü­rin­gen rei­chen­den Ein­zugs­ge­biet zuge­schrie­ben wurden.  Aus dem wenig nörd­lich von Saal­feld gele­ge­nen Orla­münde stammte der Maler oder Bild­schnit­zer Georg Ihener, der laut urkund­li­cher Nach­richt den großen 1511 datier­ten ►Schnitz­al­tar der Moritz­kir­che in Halle/Saale lieferte.

 

Ein wei­te­res wich­ti­ges Zentrum der Bild­schnit­zer­kunst in Thü­rin­gen war um 1500 die wet­ti­ni­sche Neben­re­si­denz Alten­burg. Alten­bur­ger Werk­stät­ten wurden auf Grund­lage gemein­sa­mer sti­lis­ti­scher Merk­male hypo­the­tisch zahl­rei­che Schnitzr­e­ta­bel und Ein­zel­fi­gu­ren in Ost­thü­rin­gen und West­sach­sen zuge­schrie­ben. Eine beson­ders wich­tige Werk­statt lei­te­ten hier offen­bar die Bild­schnit­zer Jakob (†1510) und Peter Naumann, für welche der nur noch unvoll­stän­dig erhal­tene Schnitz­al­tar in der Kirche von ►Bad Lausick-Ebersbach (1502) inschrift­lich gesi­chert ist. Franz Gerings­wald (†1540) war seit 1504 in Alten­berg tätig. Er signierte den ►Schnitz­al­tar in Narsdorf-Rathendorf (1510) und war viel­leicht auch der Meister des Reta­bels in ►Maua bei Jena (zur Zeit augela­gert) und der ►Altarr­e­ta­bel in ►Wet­ter­zeube und in ►Droyßig in süd­li­chen Sachsen-Anhalt. Nach dem Wegfall der Retabel-Aufträge infolge der Refor­ma­tion fand er sein Aus­kom­men in Zwickau als städ­ti­scher Bau­meis­ter und Vor­ste­her des Kir­chen­kas­tens. Einem anony­men Alten­bur­ger Bild­schnit­zer, dem Meister des Nen­kers­dor­fer Altars, zuge­ord­net wurde der statt­li­che ►Schnitz­al­tar in der Kirche von Wyhra (1511). In Alten­burg haben sich spät­go­ti­sche Bild­schnit­zer­ar­bei­ten mit dem qua­li­tät­vol­len ►Chor­ge­stühl in der Schloss­kir­che (1516) und dem wohl um 1500 gefer­tig­ten ►Schnitz­al­tar der Bar­tho­lo­mäi­kir­che erhalten.

 

Die Werk­statt des Bild­schnit­zers Mat­thias Plaue­ner, der gemein­sam mit einem unbe­kann­ten Maler das qua­li­tät­volle ►Altarr­e­ta­bel in der Kirche von Gera-Roschütz (ehemals in Gera-Tinz) gelie­fert haben soll, wird im nahe Alten­burg gele­ge­nen Zeitz ver­mu­tet. In Jena leitete um 1490 der Bild­schnit­zer Johann Linde eine größere Werk­statt, der sich unter anderem ►Altar (1492) und ►Kru­zi­fi­xus in der Kirche von Buchf­art bei Weimar ver­dan­ken. Ver­mut­lich aus Jena stammte auch der Meister des Schwe­i­nit­zer Altars, getauft nach dem 1495 datier­ten ►Retabel in der Kirche von Schwe­i­nitz bei Pößneck mit zen­tra­ler Strah­len­kranz­ma­donna. Als Arbei­ten des Stein­metz Peter (Hei­er­liß?), der 1481 bis 1506 den Bau der Jenaer Stadt­kir­che St. Michael leitete, gelten das ►Relief mit Kreu­zi­gung und Stif­tern (1487) an der West­seite der Kirche sowie die ►Sta­ti­ons­ta­fel mit Reliefs der Kreuz­tra­gung und der Kreu­zi­gung auf dem Johan­nis­fried­hof in Jena (1484).

 

1492 voll­endet wurde der frag­men­tiert erhal­tene ►Haupt­al­tar der Pauls­kir­che in Erfurt, heute in der dor­ti­gen Pre­di­ger­kir­che. Er wurde von dem “Maler” Lien­hart Koen­bergk signiert, der viel­leicht der beauf­tragte Bild­schnit­zer war. Das Retabel weist mit den Haupt­al­tä­ren in der Mari­en­kir­che in Stendal in der Uni­ver­si­täts­kir­che St. Pauli in Leipzig in Teilen starke sti­lis­ti­sche Gemein­sam­kei­ten auf, zurück­zu­füh­ren sehr wahr­schein­lich auf wan­dernde Bild­schnit­zer­ge­sel­len. Der Meister der Erfur­ter Anbe­tung der Könige erhielt seinen Not­na­men nach dem um 1520 ent­stan­de­nen ►Holz­re­lief am Lettner der Erfur­ter Pre­di­ger­kir­che. Auch das ►Retabel in der Erfur­ter Wig­ber­ti­kir­che gilt als Arbeit dieses Bild­schnit­zers. Sel­ten­heits­wert besitzt als spät­mit­tel­al­ter­li­ches Künst­ler­e­pi­taph das ►Sand­stein­re­lief einer Ölberg­szene in der Pre­di­ger­kir­che, das der Bild­hauer Johann Wyde­mann zu seinem Andenken schuf.

 

Etliche Werke spät­go­ti­scher Plastik aus thü­rin­gi­schen Kirchen befin­den sich heute im Bestand des Anger­mu­se­ums in Erfurt und der Staat­li­chen Kunst­samm­lun­gen Weimar. In West­thü­rin­gen bewahrt das Thü­rin­ger Museum in Eisen­ach eine umfang­rei­che Samm­lung regio­na­ler Schnitz­plas­tik der Spät­go­tik. Ver­mut­lich hier tätig war der soge­nannte Meister des Deu­ba­cher Altars (im Schloss­mu­seum Gotha), Auf­trag­neh­mer auch des ►Schnitz­al­tars in der Stadt­pfarr­kir­che St. Nikolai in Eisen­ach mit einem zen­tra­len Beweinungsrelief.

 

Die Kirchen in Süd­thü­rin­gen bezogen um 1500 ihre Altarr­e­ta­bel zum Teil offen­bar aus den leis­tungs­fä­hi­gen Künst­ler­werk­stät­ten im südlich angren­zen­den Franken. Belegt ist dies für den ehe­ma­li­gen Kreuz­al­tar der Wall­fahrts­kir­che in Grimm­en­thal, dessen Gemälde laut Rech­nung von 1512 aus der Mal­erwerk­statt von Paul Lau­ten­sack in Bamberg stammen. Die Schnitz­plas­tik wurde dem Bam­ber­ger Bild­schnit­zer Hans Nußbaum zuge­schrie­ben: ►14 der qua­li­tät­vol­len Reliefs sind heute Teil des um 1646 geschaf­fe­nen Hoch­al­tars im west­thü­rin­gi­schen Grä­fen­tonna. Von den ►drei Flü­gel­al­tä­ren der Stadt­pfarr­kir­che St. Bar­tho­lo­mäus in Themar gelten der Mari­en­al­tar mit der annäh­rend lebens­gro­ßen Figur Marias zwi­schen dem Erz­engel Michael und dem Hl. Bar­tho­lo­mäus sowie der Apos­tel­al­tar als Werk­statt­ar­bei­ten des in Bamberg ver­or­te­ten Meis­ters des Hers­bru­cker Altars. Die durch Stif­tun­gen des Würz­bur­ger Fürst­bi­schofs Lorenz von Bibra um 1505 reich aus­ge­stat­tete Kirche des süd­thü­rin­gi­schen Bibra besitzt mit ►drei Schnitz­al­tä­ren und dem ►Grabmal des Ritters Hans von Bibra mehrere Arbei­ten der Werk­statt Tilman Rie­men­schnei­ders (†1531) in Würz­burg. Für die Grab­lege der Grafen von Hen­ne­berg in der Stadt­kir­che von Römhild schuf Peter Vischer d. Ä. (†1529) aus Nürn­berg 1488 ein unge­wöhn­li­ches ►Bron­ze­epi­taph mit der voll­plas­ti­schen Rit­ter­fi­gur des Grafen Otto IV. von Hen­ne­berg. Aus der­sel­ben Werk­statt dürfte auch die reprä­sen­ta­tive, über lagern­den Löwen auf­ge­so­ckelte ►Bron­ze­tumba des Gra­fen­paars Hermann VIII. und Eli­sa­beth von Hen­ne­berg (†1510) stammen. Bron­ze­grab­mä­ler der berühm­ten Nürn­ber­ger Kunst­gie­ßer wurden bis weit ins 16. Jahr­hun­dert vie­ler­orts in Mit­tel­deutsch­land bestellt. Ein beson­ders her­aus­ra­gen­des Bei­spiel hierfür ist die bron­zene ►Grab­tumba für den Mag­de­bur­ger Erz­bi­schof Ernst von Sachsen im Dom von Mag­de­burg (1495).

Niedersachsen

Im süd­öst­li­chen Nie­der­sach­sen waren Braun­schweig und Hil­des­heim wich­tige Zentren spät­go­ti­scher Bild­haue­rei mit einem beträcht­li­chen Ein­zugs­ge­biet. In Braun­schweig erwarb 1482 der zuvor bereits in Hil­des­heim tätige Bild­schnit­zer Cord Bor­gen­trik d. J. († 1501/02 [?]) das Bür­ger­recht. Er ist der Meister des ►Altars aus Hemm­erde im Städ­ti­schen Museum Braun­schweig (signiert und datiert 1483). F. Stutt­mann und G. v. d. Osten bestimm­ten in ihrer Unter­su­chung über die „Nie­der­säch­si­sche Bild­schnit­ze­rei des Mit­tel­al­ters“ (1940) stil­kri­tisch eine Reihe anony­mer, mut­maß­lich von Braun­schweig aus tätiger Meister, unter ihnen der Meister von Isen­ha­gen, nach dem um 1510/15 zu datie­ren­den ►Mari­en­al­tar in der ehe­ma­li­gen Klos­ter­kir­che in Hankensbüttel-Isenhagen, dem auch die vier Schrein­re­li­efs des 1519 datier­ten ►Mari­en­al­tars in der Stifts­kir­che in Wien­hau­sen zuge­schrie­ben wurden.  Der seit 1524 in Braun­schweig nach­weis­bare Levin Storch gilt als Meister der qua­li­tät­vol­len, holz­sich­tig belas­se­nen ►Schnitz­al­täre in der Kirche St. Mag­da­le­nen in Hil­des­heim (ehemals in der dor­ti­gen Michae­lis­kir­che, „Pas­si­ons­al­tar“) und aus der Katha­ri­nen­kir­che in Braun­schweig, jetzt dort im Städ­ti­schen Museum, wie auch der stark beschä­dig­ten ►Rethe­ner Kreu­zi­gungs­gruppe im Museum Schloss Gifhorn. Nach der Refor­ma­tion arbei­tete er als Stein­bild­hauer für Herzog Ernst I. von Braunschweig-Lüneburg. Ein wei­te­res großes Betä­ti­gungs­feld der Holz­bild­hauer war das orna­men­tale und figür­li­che Schnitz­werk der Fas­sa­den großer Fach­werk­häu­ser. Die ►Schnit­ze­reien des präch­ti­gen Hune­bors­tel­sche­ses Hauses von 1524 am Burg­platz in Braun­schweig sind hier mit dem Namen Simon Stappen ver­bun­den, dem etliche weitere Fas­sa­den­schnit­ze­reien in Braun­schweig, Celle, Goslar und Oster­wieck zuge­schrie­ben wurden.

 

Von den um 1500 in Hil­des­heim tätigen Bild­schnit­zern ist Hinrick Stavoer durch die städ­ti­schen Steu­er­re­gis­ter 15041530 nach­weis­bar. Er signierte das 1525 datierte, große ►Schnitzr­e­ta­bel im ost­west­fä­li­schen Enger. Weitere anoyme Hil­des­hei­mer Bild­schnit­zer sind der Johan­nes­meis­ter, nach dem ►Johan­nes­al­tar, heute in der Hil­des­hei­mer Michae­lis­kir­che, der von diesem abhän­gige Urban-Meister, Meister des ►Mari­en­al­tars in der Kirche St. Joseph in Hen­ne­cken­rode (um 1525/30) sowie der Epi­pha­ni­us­meis­ter, dem aus­ge­hend von einer ►Figur des Hei­li­gen Epi­pha­nius in der Bischöf­li­chen Kurie in Hil­des­heim Schnitzr­e­ta­bel in ►Bad Gan­ders­heim (um 1490), ►Einbeck (um 1500), ►Rein­hau­sen (1507) und ►Lind­horst (1515/20) zuge­wie­sen wurden.

 

Bild­hauer aus Braun­schweig und Hil­des­heim waren in den Jahr­zehn­ten um 1500 nach­weis­lich auch in der Harz­re­gion und in der Altmark tätig. In beiden Regio­nen spielte daneben Import­kunst aus noch weiter ent­fern­ten Zentren eine Rolle. So gilt das große ►Schnitzr­e­ta­bel der Kirche St. Syl­ves­tri in Wer­ni­ge­rode als Arbeit einer Brüs­se­ler Werk­statt aus der zweiten Hälfte 15. Jahr­hun­derts. Seit 1499 bis zur Refor­ma­tion belie­ferte von Göt­tin­gen aus der Bild­schnit­zer Bartold Kastrop Kirchen im West­harz mit Schnitz­al­tä­ren, so die ►Mari­en­kir­che in Goslar (1517) und die Kapelle in Förste, heute in der ►Mari­en­kir­che in Nien­stedt am Harz. Im nörd­li­chen Harz­vor­land kann unter den zahl­rei­chen Werken der Plastik, welche in den Jahr­zehn­ten um 1500 für die Kirchen in Hal­ber­stadt ent­stan­den, auf die Gruppe farbig gefass­ter ►Pfei­ler­fi­gu­ren im Vie­rungs­be­reich des Doms ver­wie­sen werden, unter diesen der beson­ders ein­präg­same, wohl um 1480 ent­stan­dene Hl. Hie­ro­ny­mus. Ein beson­ders qua­li­täts­vol­les Bei­spiel spät­go­ti­scher Bild­schnit­ze­rei ist das ►Schnitzr­e­ta­bel in der am Kreuz­gang des Doms gele­ge­nen Neu­en­städ­ter Kapelle, eine der Stif­tun­gen des Dom­probs­tes Bal­tha­sar von Neu­en­stadt (†1516). In die Altmark wurden Werke der Bild­schnit­ze­rei glei­cher­ma­ßen aus Hil­des­heim, aus Leipzig wie auch aus den nörd­li­chen Kunst­zen­tren Lübeck, Hamburg oder Wismar impor­tiert. Ein beson­ders schönes Bei­spiel ist hier das farbig gefasste ►Relief der Hei­li­gen Sippe in der Johan­nis­kir­che in Werben, geschaf­fen 1513/14 von dem Ham­bur­ger Bild­schnit­zer Helmeke Borstel. Ein bemer­kens­wer­ter, um 1510 ent­stan­de­ner ►Schnitz­al­tar mit zen­tra­ler Kal­va­ri­en­berg­szene und dreißig wei­te­ren Reliefs allein in Mit­tel­schrein und Flügeln schmückt die Mari­en­kir­che in Salzwedel.

 

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