Skulptur in MitteldeutschlandSpätgotik bis Frühbarock
Der 1618 in Böhmen ausgebrochene Krieg erfasste Mitte der 1620er Jahre die Gebiete des heutigen Sachsen-Anhalts und Thüringens. 1625 wurde Halle von kaiserlichen Truppen besetzt. Nachdem die sächsischen Kurfürsten als Verbündete der habsburgischen Kaiser 1620 die Lausitz annektiert hatten, konnten sie bis 1631 die Neutralität ihres Herrschaftsgebietes wahren, dann erfasste der Krieg jedoch auch die kursächsischen Gebiete. Im selben Jahr endete die Belagerung Magdeburgs in der sogenannten Magdeburger Hochzeit mit der Ermordung tausender Einwohner und der fast vollständigen Zerstörung der bedeutenden Stadt, mit Ausnahme des Doms. Unzählige Werke wurden in den vom Krieg betroffenen Gebieten beschädigt oder vernichtet. Etliche Bildhauer gaben ihren Beruf auf, andere lebten in Armut. Die bildhauerische Gesamtproduktion sank in den 1630er und 1640er Jahren auf einen Tiefstand und stieg nach dem Westfälischen Friedensschluss von 1648 nur langsam wieder an. Diese schwere Krise begünstigte das lange Fortleben eines provinziellen, vom Knorpelwerk geprägten manieristischen Sonderstils, der in Mitteldeutschland erst ab etwa 1670 umfassender in den international vorherrschenden Hochbarock überging.
Magdeburg
In Magdeburg etablierte sich der zunächst als Geselle Sebastian Ertles tätige Christoph Dehne bald nach 1610 als führender Bildhauer. Die ersten bekannten, überwiegend in Sandstein und Alabaster ausgeführten Werke des Meisters sind die ►Epitaphien für Heimo von Brösicke im brandenburgischen Ketzür (1612–14) und des ►Georg von Lochow (1614) im Nachbarort Nennhausen (1614). Es folgen für den Dom von Magdeburg die ►Epitaphien für Christian von Hopkorf (um 1615) und für ►Ernst von Meltzing (†1617), vermutlich auch die ►Bronzegrabdenkmäler für Ludwig und Cuno von Lochow (†1616 und †1623). Als Arbeiten der Dehne-Werkstatt gelten unter anderen auch das ►Epitaph für Adam von Königsmarck (†1621) im Dom von Brandenburg an der Havel und das ►Epitaph des erzstiftisch-magdeburgischen Kanzlers Kilian Stisser (1562–1620) im sogenannten Dom von Halle. Diese opulenten Werke bilden in ihrer ganz eigenwilligen und extremen Gestaltung den frühen Höhepunkt des manieristischen Knorpelwerkstils in der Gattung der Plastik. Dabei ordnen sich die oft stark deformierten figürlichen Einzelformen dem als Großornament gestalteten Werken unter. Die kurze, äußerst produktive Tätigkeit der Dehne-Werkstatt endete offenbar spätestens 1625 mit dem aus militärischen Gründen durchgeführten Abbruch der Magdeburger Vorstadt Sudenburg, in der die Werkstatt lag. Christoph Dehne überlebte die Zerstörung Magdeburgs 1631 und zog laut einer Nachricht von 1640 damals, vermutlich mit einem Söldnerheer, „dem Krieg nach“. Der neben und vermutlich mit Dehne in Magdeburg tätige Bildhauer Georg Kriebel (1583–1645) wich vor dem Krieg nach Hamburg aus und trat dann als Hofbildhauer in den Dienst des dänischen Königs. Ein weiterer möglicher Mitarbeiter der Dehne-Werkstatt war der höchstwahrscheinlich in Magdeburg geschulte und dann in Brandenburg an der Havel ansässig gewordene Bildschnitzer Georg Zimmermann (†1631), dem sich unter anderem die dem Stil der Dehne-Werkstatt verwandte, mit zahlreicher Schnitzplastik verzierte ►Kanzel der dortigen St. Gotthardikirche (1624) verdankt.
Ein maßgeblicher Mitarbeiter der führenden Magdeburger Werkstatt Christoph Dehnes war sehr wahrscheinlich auch der Magdeburger Bildhauergeselle Ludolf Bartels. Ein Vertrag des Werkstattleiters Jürgen Röttger in Braunschweig mit Barthels zur Ausführung des ►Epitaphs für Jürgen und Lucia von der Schulenburg (†1619 und †1620) in der Katharinenkirche in Braunschweig macht deutlich, in welchem umfassenden Maß ältere Meister ihre Aufträge an sonst zumeist anonym bleibende Gesellen abgeben konnten. Das heute vor der Westwand der Katharinenkirche aufgebaute Schulenburg-Epitaph zählt durch Größe und Qualität zu den bedeutendsten Werken der Skulptur dieser Jahre in Deutschland. Röttger beschäftigte 1619 sechs Gesellen. Nach dem Tod des Vaters führten Jürgen Röttger d. J. (†1626) und Hans Röttger (†1627) die Werkstatt noch einige Jahre fort. 1617 entstanden in der Röttger-Werkstatt die prächtige ►Kanzel, Taufdecke und Orgelbrüstung der Braunschweiger Martinikirche, um 1630 schnitzten für dieselbe Kirche Ulrich Behr, Johann Braun und Andreas Meveus das reich verzierte ►Orgelprospekt. Um 1634 schmückte der Bildschnitzer Wilhelm Schorigus d. Ä. (†1661) das ►Orgelprospekt der Braunschweiger Andreaskirche.
Zentren in Niedersachsen und Harz
Für den ehrgeizigen Neubau der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis in Wolfenbüttel 1608–1626 waren umfangreiche Bildhauerarbeiten in Stein und Holz auszuführen. Hans Röttger aus Braunschweig lieferte ►Evangelisten- und Apostelfiguren auf den Strebepfeilern. Wohl aus Hildesheim kamen die Brüder Friedrich und Christoph Greiss in die welfische Residenzstadt, um für den Kirchenneubau 1619–1626 ►Schnitzereien für Orgelempore und ‑prospekt, Innenportal, Männerprieche und den in Freiberg in der Werkstatt von Bernhard Ditterich entstandenen ►Hauptaltar anzufertigen. 1627 ging Friedrich nach Bremervörde und wurde Soldat. Die ►Kanzel der Wolfenbütteler Hauptkirche lieferte 1623 aus Quedlinburg der Bildschnitzer Georg Steyger. Bereits 1595 entstand in Steygers Werkstatt die ebenso prächtige ►Kanzel der Benediktikirche in Quedlinburg (1595) und nach 1596 jene in der Stephanikirche in Helmstedt. Für den Meister durch eine Signatur gesichert, ist das ►Epitaph des Jürgen von Marenholtz im niedersächsischen Hattorf (1608). Eine wohl einzigartige, mit Bildschnitzereien reich verzierte ►Ausstattung bewahrt die Dorfkirche im altmärkischen Osterwohle, um 1620 geschaffen von einer unbekannten Werkstatt im Auftrag der Rittergutsbesitzer der Familie von der Schulenburg. Ebenso eindrucksvolle Bildschnitzerarbeiten schuf im zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts der Bildhauer Andreas Gröber (†1662) aus Osterode im Westharz, darunter nachweislich ►Altarretabel, Kanzeln und ein Orgelprospekt in Celle, Clausthal, Goslar, Katlenburg und seiner Heimatstadt Osterode. Verschollen sind die von Gröber geschaffenen Standbilder für den fürstlichen Garten in Celle. Unter Leitung seines Sohn Johann Andreas Gröber (1643/44–1709) gingen aus dieser Werkstatt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Reihe barocker Monumentalaltäre hervor.
Zentren in Sachsen und Thüringen
In Leipzig entstanden unter Leitung des Ratssteinmetzen Friedrich Fuß (†1618) 1614/15 die einst farbig gefassten ►Prunkkamine des Alten Leipziger Rathauses, deren Ornamentik gut den Übergang vom Beschlagwerk- zum Knorpelwerkstil veranschaulichen. Die Thomaskirche bestellte damals im Zuge umfangreicher Renovierungsarbeiten die aus Marmor, Alabaster und edlen Hölzern gefertigte manieristische ►Taufe mit einer hohen, aufwendig geschmückten, heute jedoch nur noch in Fragmenten erhaltenen Taufdecke. Die Hauptarbeiten dieses Projekts wurden bis 1615 in der Magdeburger Werkstatt von Georg Kriebel ausgeführt. Bereits seit 1601 war in der Messestadt der junge Bildhauer Franz Julius Döteber (1575–1648) ansässig. Er arbeitete hier sehr wahrscheinlich zunächst etliche Jahre mit den etablierten Meistern Friedrich Fuß und Valentin Silbermann zusammen, bevor er Leiter einer überregional bedeutenden Werkstatt wurde. Dieser Werkstatt verdanken sich unter anderem mehrere große, besonders qualitätvolle Alabasterepitaphien in ►Trebnitz (Könnern), ►Leipzig (für Daniel Leicher, †1612), ►Merseburg (für von Jan von Kostitz, †1611), ►Dehlitz (für von Wolffersdorff, †1610 und 1613), ►Sangerhausen (für Caspar von Tryller, um 1618) und ►Halle (Museum Moritzburg, Fragmente des Epitaphs Laurentius Hoffmann, um circa 1620/25). Ab 1622 entstanden im Auftrag des mecklenburgischen Herzogs Adolf Friedrich im Dom von Bad Doberan nahe der Ostseeküste mit den monumentalen ►Grabmalsanlagen für Samuel von Behr (†1621) mit lebensgroßem Reiterstandbild sowie ►für Herzog Adolf Friedrich und seine Gemahlin Anna Maria (†1658 und 1634) zwei der spektakulärsten Kunstwerke aus der Epoche des Dreißigjährigen Krieges im deutschsprachigen Raum. Die kriegsbedingten langen Unterbrechungen und vielfältigen Widrigkeiten verzögerten die Fertigstellung dieser Monumente durch Döteber und seine Mitarbeiter bis mindestens 1637. Im vom Krieg ebenfalls erheblich betroffenen Leipzig entstand damals das heute in Fragmenten erhaltene, nun in Holz ausgeführte ►Epitaph des Rektors der Leipziger Universität Bartholomäus Gölnitz (†1635) in der Sammlung der Leipziger Universitätskustodie mit einer eindrucksvollen Relief-Darstellung der Auferstehung der Toten nach dem Propheten Ezechiel. Christian Julius Döteber (†1676/77), der Sohn von Franz Julius, gründete in der schwedischen Hauptstadt Stockholm eine erfolgreiche Bildhauerwerkstatt und kehrte erst 1658/59 in seine Heimatstadt zurück, wo er in den 1660er Jahren an der Renovierung und Verschönerung der Nikolaikirche mitwirkte.
Auch das riesige ►Epitaph für Herzog Johann von Sachsen (†1605), seine Gemahlin Dorothea Maria (†1617) und deren zahlreiche Kinder in der Stadtkirche von Weimar ist mit Einschränkungen der Leipziger Bildhauerei zuzurechnen: Der aus Bremen stammende Bildhauer Heinrich Hünefeld (†1611), seit 1605 Bürger in Leipzig und bereits zuvor für die Herzöge von Sachsen in Altenburg und Reinhardtsbrunn tätig, verstarb kurz nach Erteilung dieses großen Auftrags, der bis 1617 insbesondere von dem Bildhauergesellen Levin Tydeche (†1625), von Franz Julius Döteber aus Leipzig und dem Weimarer Bildhauer Matthes Ditterich in verschiedenfarbigem Marmor und Alabaster ausgeführt wurde. Durch Größe wie Qualität zählt dieses Denkmal zu den Hauptwerken frühbarocker Skulptur in Deutschland. Nach dem Entwurf des Dresdner Malers Joachim Schreyvogel (†1633) vollendete insbesondere Tydeche als ebenfalls unerledigte Aufträge seines Meisters den ehemaligen ►Altar der Schlosskirche in Reinhardtsbrunn (Fragmente heute in der Augustinerkirche in Gotha) sowie die ►Kanzel derselben Kirche, heute in der Trinitatiskirche in Gera. Der außergewöhnlich talentierte Bildhauergeselle starb 1625 in der nordthüringischen Residenzstadt Sondershausen über einem Auftrag des Grafen Christian Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen (►Teile des Altars in Sondershausen-Jecha). Bereits um 1616 ließen die Grafen hier von den Bildhauern Gerhard Schmidt und Burckhardt Röhl in ihrem Schloss als ►Raumdekoration einen einzigartigen Bildzyklus mit allegorischen, alchemistischen und mythologischen Motiven schmücken. Trotz des Krieges wurde Röhl die Ausführung von ►Kanzel (1625), Taufe (1639) und Altar (1642) der Oberkirche im schwarzburgischen Arnstadt übertragen, ebenso umfangreiche wie eindrucksvolle Werke der Bildschnitzerei im Knorpelwerkstil.
In den 1620er Jahren führte Hans (III.) Friedemann (†1629) den hier vorher selten angewandten Knorpelwerkstil auch in Erfurt in die Plastik ein. Dieses Ornament schmückt das gemeinsam mit seinem Bruder Paul Friedemann (†1632) geschaffenen ►Altarretabel der Erfurter Kaufmannskirche, ein Hauptwerk manieristischer Bildschnitzerei, wie auch das stattliche, ursprünglich als Epitaph gestiftete ►Altarretabel der Erfurter Michaeliskirche (1632), dessen architektonische Struktur barocken Kirchenfassaden ähnelt. Hans (IV) Friedemann (†1640) und Heinrich Friedemann (1601–1668), Söhne von Hans (III), waren nachweislich an der prächtigen ►Moseskanzel in der Andreaskirche von Rudolstadt (1636) beteiligt. Heinrich löste laut seiner gedruckten Leichenpredigt in den schwierigen Zeiten des 30jährigen Krieges die väterliche Werkstatt auf und war anschließend als Händler tätig.
In der kursächsischen Residenzstadt Dresden war seit 1617 die Hauptaufgabe der Bildhauer die Ausschmückung des 1747 durch eine Explosion vollständig zerstörten kurfürstlichen Belvedere auf der Jungfernbastei. Nach dem Tod Giovanni Maria Nossenis 1620 übernahm Sebastian Walther (1576–1645) als kurfürstlicher „Architectus und Statuarius“ die Bauleitung. Rar gewordene Zeugnisse seines Schaffens nach 1620 sind ►Fragmente des Nosseni-Epitaphs im Dresdner Stadtmuseum (1616) und ein signiertes ►Alabasterrelief der Verkündigung an die Hirten im Dresdner Grünen Gewölbe von 1640. Dem kurfürstlichen Hofbildhauer mangelte es in den letzten Kriegsjahren an Aufträgen und er starb 1645 in Armut. Zu seinen wichtigsten Mitarbeitern zählte ab etwa 1620 sein Schwiegersohn Zacharias Hegewald (1596–1639), Sohn des Chemnitzer Bildhauers Michael. Diesem wurden qualitätvolle Kleinplastiken in verschiedenen europäischen Sammlungen zugeschrieben. ►Fragmente des unter Hegewald um 1638 ausgeführten Altars der Kirche von Kötzschenbroda haben sich im Dresdner Stadtmuseum erhalten. Der seit 1625 ebenfalls als Mitarbeiter Sebastian Walthers nachweisbare Hofbildhauer Wolff Ernst Brohn (†1664) lebte in den Kriegsjahren von kleinen Aufträgen in Armut und erhielt erst 1652 den bedeutenderen Auftrag für das ►Epitaph der Herzogin Sophie Hedwig, heute im Dom von Freiberg, ursprünglich in der Dresdner Sophienkirche. Conrad Buchau († vor 1657), als Bürger seit 1632 in Dresden ansässig, ist der Meister von ►zwei Jägerfiguren für das ehemalige kurfürstliche Jagdschloss Grillenburg, heute im Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden. Johann Georg Kretzschmer (1612–1653) schuf 1648 das steinerne ►Altarretabel der Bergkirche in Dresden-Pillnitz sowie ►Kanzel und Altar in der Stadtkirche von Pretzsch bei Wittenberg (1652). Wohl erst ab den 1660er Jahren nahm die Bildhauerei in der kursächsischen Residenzstadt einen Aufschwung: Der spätgeborene Sohn Sebastian Walthers, Christoph Abraham Walther (†1680), kehrte 1664 aus Regensburg, wo er eine große Bildhauerwerkstatt geleitet hatte, endgültig in seine Heimatstadt zurück. Zeugnis seines Schaffens sind hier die ►Schnitzfiguren des Altaraufbaus in der Kirche von Schönfeld-Weißig (1656). Ebenfalls als Sohn einer einheimischen Bildhauerfamilie folgte Melchior Barthel (1625–1672) nach langjähriger Tätigkeit in Rom und Venedig, auf der Höhe der internationalen barocken Skulptur stehend, 1670 einem Ruf als Hofbildhauer nach Dresden, starb aber hier kurz nach seiner Rückkehr. Ihm zugeschrieben werden unter anderem ►mehrere hochwertige Kleinplastiken aus Holz oder Elfenbein im Grünen Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden.
Im nahen Pirna übernahm nach dem Tod von David Schwenke 1620 Hans Schwenke (1589–1634) die Leitung der Werkstatt. Zu ihren Arbeiten zählen unter anderem die beiden Epitaphien für die Familie ►Johann Rosig (†1612) und ►Kilian Promnitz (†1632) in der Pirnaer Stadtkirche, wie vermutlich auch der ►Engelserker am Haus Barbiergasse 10 in Pirna (1624).
Elbabwärts von Dresden, in Meißen wurden neben dem hier bereits tätigen Hans Köhler d. J. (†1616) mehrere Bildhauer aus Freiberg ansässig. Melchior Kuntze (†1623), laut W. Hentschel (1934) einer der besten sächsischen Bildhauer seiner Zeit, ist der Meister der ►Kanzel (1613–1615) und des ►Epitaphs für Caspar Grebitz (†1610) in der Stadtkirche von Finsterwalde (nach 1612) sowie der ►Epitaphkanzel in Nerchau-Cannewitz bei Grimma (1612). Das einzige signierte Werk von Elias Schmidt, Meißner Bürger seit 1627, ist das ►Epitaph des Alexander von Miltitz (†1629) in der mit Renaissanceskulptur besonders reich ausgestatteten Kirche in Scharfenberg-Naustadt. Auch nach dem 30jährigen Krieg wirkten mit den Bildschnitzern Valentin Otte, Johann Friedrich Richter und Valentin Walther fähige Bildhauer in Meißen.
Die große Tradition der Renaissance-Skulptur in Torgau führte Andreas Schultze bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhundert fort. Er gilt als Meister des mutmaßlich 1624 fertiggestellten ►Altars der Kirche in Hof bei Oschatz. Bis 1660 schuf er im Knorpelwerkstil weitere umfangreiche kirchliche Ausstattungsstücke unter anderem im südbrandenburgischen ►Luckau (1656) und ►Cottbus (1660).
In Freiberg erbte Bernhard Ditterich († nach 1640) die Werkstatt des Vaters Franz Ditterich d. Ä. Meisterwerke manieristischer Schnitzkunst sind unter anderem der später veränderte ►Altar der Bergkirche in Annaberg (1616), der ►Altar der Jakobikirche in Freiberg (1610), der ►Epitaphaltar in der Kirche in Rothschönberg (1622) und der ►Hauptaltar der Kirche Beatae Mariae Virginis im niedersächsischen Wolfenbüttel (1612/1623). Aus Annaberg kommend ließ sich Marcus Röhling 1612 als Bürger in Freiberg nieder und vollendete im folgenden Jahr den reichen ►Altaraufbau der Kirche von Königsfeld bei Rochlitz. Hans Fritzsche (†1646 [?]) gilt unter anderem als Meister der 1638 gestifteten ►Bergmannskanzel im Dom von Freiberg, so getauft nach der den Kanzelkorb tragenden Figur eines Bergmanns.
Ein besonders wichtiger Ausgangsort für die Entwicklung der barocken Skulptur in Mitteldeutschland nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde das erzgebirgische Schneeberg: Hier gelang es den Bildhauern der Familien Böhm und Petzold auch in den Jahren des Krieges ihre Arbeit fortzusetzen. Johann Böhm (†1667), seit 1625 als Meister in Schneeberg nachweisbar, hinterließ Werke unter anderem in ►Schneeberg (Heimatmuseum), ►Zwickau (Dom, mehrere Epitaphien unter anderem von Bose, 1637/57), ►Wolkenburg (Epitaph-Altar, 1657), ►Schleiz (Herrschaftsloge, 1658) und ►Ehrenhain (Altar und Herrschaftsloge, um 1655/60). Sein Sohn Johann Heinrich Böhm d. Ä. (†1680) wurde 1672 zum sächsischen Hofbildhauer ernannt und starb in der neugeschaffenen herzoglichen Residenz Weißenfels. Er bildete mehrere wichtige Bildhauer der nächsten Generation aus und hinterließ Werke unter anderem in Zwickau, Zerbst und ►Weißenfels (Altar der Schlosskapelle, ab 1678). Johann (II) Petzold (1617–1659) arbeitete 1645/49 an den mit Reliefs und Ornamenten reich geschmückten ►Herrschaftsstühlen und der Fürstenloge in der Schlosskapelle in Altenburg. Weitere Bildhauer dieser Schneeberger Künstlerfamilie waren in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts in Sachsen, Thüringen und Schlesien tätig.
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